Sonntag, 3. Januar 2010

Read.Me 03.01.2010

So, die ersten Posts in diesem Jahr arbeiten noch auf, was sich seit Oktober 2009 in meinen Lesezeichen so herumtreibt und siehe da, so veraltet ist das noch gar nicht. Außerdem soll der Blog ja sowieso auch meine kleine, persönliche Datenhalde sein.

WeissGarNix zitiert aus dem Kommunistischen Manifest von 1848: "Die Bourgeoisie , wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, partriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. ... Die Bourgeoisie hat dem Familienverhältnis seinen rührend-sentimentalen Schleier abgerissen und es auf ein reines Geldverhältnis zurückgeführt." Beim querverwiesenen Polanyi klingt das dann 100 Jahre später zusammengefaßt so: "In dieser Verselbständigung der Ökonomie gegenüber der Gesellschaft sieht Polanyi den Grund dafür, daß die westlichen Industriegesellschaften dabei sind, ihre eigenen sozialen Voraussetzungen, ja ihre physische Substanz zu zerstören." - Damit wäre das "Nach der Krise" beschrieben, oder wie es im Grundgesetz heißt "Eigentum verpflichtet" und eben nicht: Eigentum koppelt sich ab. Oder mit Ludwig Erhard: "Alle müssen am Erfolg teilhaben. Es ist der soziale Sinn der Marktwirtschaft, dass jeder wirtschaftliche Erfolg dem Wohle des ganzen Volkes nutzbar gemacht wird."

Auf der Seite von Datenschmutz gibts u.a. Generatoren und Musterbriefe für Auskunftsersuchen bzgl. der Datenspeicherung seitens Behörden und Unternehmen. Nur, falls jemand da einen Punkt zum Aufsetzen braucht. Zwei Dinge dabei nicht vergessen: Erstens sind das auch Menschen, also immer höflich und auf dem Teppich bleiben. Zweitens sind Rechtsgrundlagen nicht in Stein gemeißelt, also immer auf Aktualität achten.

Life von der Gegenspur: Von Knappheit keine Spur - das Geheimnis des Erdöls. Zitat: "Viele Experimente beweisen, dass sich Kohlenwasserstoffe innerhalb der Erde im Verlauf simpler anorganischer Reaktionen bilden können – und nicht nur in der Verwesung abgestorbener Organismen, wie dies allgemein angenommen wird." - Kann ich alles nicht beurteilen. Schade aber, daß es dazu keine öffentliche Diskussion gibt und mein Sachverstand hierzu gegen Null geht. Und somit hefte ich das mal liebevoll unter "Dahingestellt, aber interessant zu lesen" ab.

Eurospethmann: die Seite des Ex-Thyssen-Vorstandes Dieter Spethmann (inzwischen mit seiner Verfassungsbeschwerde zum Lissaboner Vertrag gescheitert). Lesenswert dennoch seine Argumentation gegen die Währungsunion 1990 und gegen die Einführung des Euro, wenn Politik die Wirtschaft also "passend" machen will. Wichtig die Ausführung: "Die Zusammenführung von bisher 12 nationalen Währungen zu einer Einheitswährung namens Euro ist nur scheinbar eine Fusion. Denn die Banknoten werden weiterhin von der jeweiligen Nationalbank herausgegeben..." - Da werden wir mit den PIGS-Staaten mMn noch viel Freude haben.

Beim Aufarbeiten meiner Lesezeichen gefunden: der Artikel "Regulierungsheulsusen" in der FTD. Zitat: "Härtere Vorschriften für außerbörsliche Derivate ziehen für Unternehmen höhere Kosten nach sich. Richtig so. Ihr Jammern darüber kann man getrost ignorieren." Und weiter: "Der Grundsatz lautet: Die Unternehmen müssen sich stärker an den gesellschaftlichen Kosten des Finanzsystems beteiligen, statt allein den Steuerzahlern das Kontrahentenrisiko aufzubürden. Sollten also mit der Derivateregulierung höhere Kosten für die Industrie anfallen, wäre das nur fair." Der Hammer dann von der Telekom: "Wenn man bedenkt, dass die zentrale Gegenpartei Überblick über alle unsere Derivatetransaktionen hat, ist die Datensicherheit von oberster Priorität für uns."

Grandioser Artikel in der Jungen Welt vom 19.09.2009: "Wie Ludwig Erhard im Januar 1945 zusammen mit dem später gehängten SS-Einsatzgruppenführer Otto Ohlendorf die Soziale Marktwirtschaft erfand". Leider nur noch im Abo-Bereich verfügbar. Gottseidank hatte ich das Internet an dem Tag ausgedruckt.^^

Für mich der Klassiker im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die Sendung "Fragen an den Autor" bei SR2 (Saarländischer Rundfunk). Hier gehts zu den Podcasts, also den Mitschnitten der vergangenen Sendungen. Von Todenhöfer bis Bofinger, von Otte bis Ruegemer, von Prantl bis Werner: alles dabei. In dem Falle eher ein Hear.Me.

Zum Schluß für heute noch ein bißchen Musik: Blumio mit "Hey Mr. Nazi".