Samstag, 9. Januar 2010

Read.Me 09.01.2010

So, die Aufarbeitung alter Lesezeichen neigt sich mit diesem Post dem Ende zu. Und bevor die Aufmerksamkeit nachläßt, gleich zu Anfang etwas, daß die Nachrichten vom weltweiten Terror etwas einordnen hilft, sprich: Natürlich gibt es Staatsterror. Und natürlich auch mitten in Westeuropa.

Pflichtprogramm! Unbedingt ansehen! Die NATO und ihre Geheimarmeen. Von Daniele Ganser (Hisoriker an der Universität Basel), basierend auf seiner Doktorarbeit. Das ist keine VT, sondern Stand der Wissenschaft. Bei Fefe gibts da den Schnelldurchlauf. Kleiner Appetizer: "Gladio ist eine Geheimorganisation der NATO, CIA und MI6, wo es darum ging, in Europa Guerillas zu hinterlassen, die im Falle einer Invasion der Russen dann Terroranschläge durchführen würden. ... Der Richter [in Italien - Anm.] konnte auch nachweisen, daß Gladio-Mitglieder diverse Terroranschläge und Morde begangen hatten, und das ganze dann linksextremen Terroristen in die Schuhe geschoben haben, in Italien besonders den Roten Brigaden." - Bei Telepolis gibt es auch eine Einführung zum Thema: "Von 1969 bis 1980 kamen bei Bombenanschlägen auf Bahnhöfe, Züge und belebte Plätze in Italien 245 Menschen ums Leben, über 600 wurden verletzt - jedesmal wurden zuerst linke, anarchistische Gruppen verdächtigt und entsprechende Ermittlungen, Verhaftungen und Anklagen durchgeführt." Weiterlesen! *anfleh* (Passend dazu: Zum Glück verstehen richtige Terroristen nichts von Physik! - In Deutschland nicht denkbar? Celler Loch: Verfassungsschutz und GSG9 verübten Bombenanschlag auf Justizvollzugsanstalt. Yes, we can!)

Pflichtprogramm - die Zweite! Unbedingt lesen! Warum unsere Qualitätsmedien nicht mehr funktionieren und als Vierte Gewalt ein Totalausfall sind. Suuuper-Artikel in der Zeit, der für mich in jeden Sozial-, Gemeinschafts-, Gesellschaftskunde-, Medienkompetenzunterricht gehört: "Es war ein besonderes Jahr für Zeitungen und Zeitschriften. Einige wurden eingestellt, einige trotzten der Krise, andere arbeiten an neuen Strategien. Auf dem Spiel steht unsere Meinungsvielfalt." - Am Beispiel einer Lokalredaktion wird aufgedröselt, wieso guter, recherchierender Journalismus auf der Strecke bleiben muß. Und wieso die Medien sich dabei selbst ihr Grab schaufeln. Und damit der Demokratie. - Der Beitrag hat in die gleiche Kerbe.

Und wozu wir guten Journalismus brauchen? Das lesen wir bspw. bei Telepolis: "Monopolpreise auch für Scheininnovationen - CDU- und FPD-Politiker wollen den Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen durch einen pharmaindustriefreundlicheren Kontrolleur ersetzen." - Genau das ist die Aufgabe von Medien, nicht wie Telepolis, sondern die großen, bundesweiten Tageszeitungen und Wochenzeitschriften. Und dazu braucht es Recherchezeit für die Journalisten. Und Informantion sowie Informantenschutz. Und deshalb sollten die Medien viel stärker gegen die Vorratsdatenspeicherung auftreten, um Informanten zu schützen. Aber so? - Gleich noch ein aktuelles Beispiel von Fefe: "Reuters hat dann mal eine Reportage über Insider-Trading in einem Hedge-Fund gekillt."

Oder warum wird die Stellungnahme des (weder links unterwanderten noch inkompetenten) Bundesrechnungshofes zu den schwarz-gelben Steuersenkungsplänen medial nicht breites ausgewalzt? Da wird angemerkt: "Mit fassungsloser Kenntnisnahme" (Quelle: ARD). Und es heißt weiter: "Für weitere Steuererleichterungen in größerem Umfang gibt es derzeit finanzwirtschaftlich keinen Spielraum - im Gegenteil". Punkt.

Apropos Informantenschutz und Vorratsdatenspeicherung: bei Netzpolitik gibts das Twitter-Protokoll der mündlichen Anhörung zur Vorratsdatenspeicherung. beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Gibt ja doch noch sinnvolle Anwendungen für das Gezwitscher.

Bei Golem lesen wir: "Axel-Springer-Chef Döpfner hat die Forderung nach einem freien Zugang zu Informationen als kommunistisch bezeichnet. Genauso sinnvoll sei es zu fordern, dass das Bier im Supermarkt künftig kostenlos sein müsse. ... Es müsse auch im Web einen zuverlässigen Schutz des Urheberrechts geben, sagte er." - Gerade Verlage wie seiner haben doch den interessierten Bürger ins Netz zu Blogs & Co. getrieben, indem recherchierender Journalismus zugunsten eines die Werbung umrahmenden Bratwurtsjournalismus (Eintrag bei Wikipedia bereits zur Löschung vorgeschlagen) aufgeben wurde. Informationen und Informationsfreiheit haben Verfassungsrang (GG Art. 5) und sind damit ein höheres Gut als wirtschaftliche Erwägungen. Herr Döpfner hätte es wohl gern, wenn er die Art und Dosierung der Informationszuteilung regeln dürfte. - Und das Urheberrecht wird auch wieder mißbraucht. Um was es Herrn Döpfner geht, ist das Verwertungsrecht. Viel mehr zu diesem Thema bei iRights.

Beim Datenschutzbeauftragten-Online erhellendes zur Problematik, mit Kameras aus Sicherhheitsgründen den öffentlichen Raum zuzupflastern: "Keine Kamera hilft, wenn man an einem U-Bahnhof zusammengeschlagen wird ... Leider vermisse ich bis heute in der breiten Masse die tiefgehende Erkenntnis, dass diese Beispiele gerade demonstrieren, dass eine Kamera die Straftat nicht verhindert hat, sondern bestenfalls zur Aufklärung dienen konnte." - Mit anderen Worten: der Präventionsgedanke ist Wunschdenken.

Lesetipp für Pharmazieinteressierte: das Online-Magazin Gute Pillen - Schlechte Pillen. Einer der interessanten Artikel angesichts der Flut von entsprechenden Spam-Mails: "Das angeblich pflanzliche Schlankheitsmittel Lida DaiDaihua kann erschiedenste chemische Zusätze enthalten. Wir warnen vor den unkalkulierbaren Risiken für die Anwender. Immer häufiger werden bei Nahrungsergänzungsmitteln aus dem Internet lebensgefährliche Panschereien aufgedeckt."

Don Alphonso aka Rebellmarkt augenöffnend daüber: Was die FDP mit der CSU in den Hotelbetten treibt. Fazit: "Dann gibt es zwar keine billigeren Übernachtungspreise, aber die FDP sorgt dafür, dass das besserverdienende Klientel mit entsprechenden, momentan hochriskant gewordenen Investitionen hoffen kann, dass ihre Geldanlagen bis zum Ende der Krise durchhalten. An dieser Milliarde für die Hotelbetreiber hängt eben nicht nur der Job der osteuropäischen Putzfrau, sondern auch viele Milliarden, die bei den Fonds in den Büchern stehen. Aber nur solange die Zahlungen kommen. Wenn nicht, verlieren die Anleger wirklich viel Geld." - Schönes Beispiel dafür, wie die FDP öffentlich über den Subventionsabbau schwadroniert, selber aber neue erfindet.

Wen's interessiert: in der Wirtschaftswoche 27 Tipps fürs Selbstmarketing via Twitter. Der Mainstream ist angekommen. Twitter als Marketinginstrument. - Ich selbst habe noch nicht 1 Sekunde daran gedacht, mir bei Twitter einen Account einzurichten.

Fundstück bei WeissGarNix: Der interaktive Exportatlas. "Wer auf den Link oder das Bild klickt, erhält einen Bildschirm mit besagtem Atlas. Ein Doppelklick in ein x-beliebiges Land, und es öffnet sich ein Fenster (in meinem Sreenshot China), dass die Exporte, Importe und Salden der letzten 3 Jahre anzeigt. Klickt man oben links auf “Tabelle”, dann erhält man statt der Karte eine Länderliste, die man durch Klick auf “Waren wählen” hinsichtlich Warengruppen, Import/Export/Saldo und Bezugsjahr parametrisieren kann." Und so weiter. Einfach mal der Empfehlung folgen und damit "spielen".

Der Spiegel bringt die Art und Weise der Abwahl von Nikolaus Brender als ZDF-Chefredakteur auf den Punkt: "Deutschland ist Berlusconi-Land". Aber es gibt noch Aufrechte! Bei Telepolis lesen wir erfreut: "GEZ-Streik wegen Fall Brender - Wie ein findiger Staatsrechtler durch Boykott die verfassungsrechtlich gebotene Staatsferne des ZDF durchsetzen möchte".

Großes Bildungskino in Sachen Medienkompetenz! Darüber hergemacht haben sich die beiden Alphablogger Fefe und Isotopp. Lesebefehl!
Auszug bei Fefe (Wie lese ich ein Interview?): "Daher sage ich euch jetzt kurz in knapp, wie man ein Interview liest: man versetzt sich in die Lage der Interviewten und des Moderators. Man versteht, was die da zu tun versuchen. Dann überlegt man sich, was man an deren Stelle sagen würde, wenn die Situation X ist. Dann, wenn die Situation Y ist. Nach einer Weile kann man aus dem Gesagten auf die Situation rückschließen. Damit ihr das einschätzen könnt, erkläre ich euch erst die Rahmenbedingungen, wie so ein Interview funktioniert, und mit welchen Zielen die Beteiligten da rangehen. Den Rest müßt ihr euch selber erarbeiten, indem ihr wie beschrieben Interviews lest, und die Hintergründe recherchiert. Das funktioniert mit historischen Interviews am besten, weil man da rückblickend die Fakten halbwegs sicher kennt."
Auszug bei Isotopp (Wie lese ich einen Wikipedia-Artikel?): "Wikipedia ist eine Online-Enzyklopädie. Die meisten Menschen nutzen Wikipedia zum Nachschlagen, das heißt ihre Nutzung ist lesend und vertikal. Lesend bedeutet, die verändern den Artikel nicht, obwohl Wikipedia das prinzipiell zuließe, und vertikal heißt, daß sie meistens über einen Deep Link direkt bei dem Artikel landen und auch nicht nach anderen verwandten Artikeln schauen. Dementsprechend erwarten Benutzer, daß die Informationen in dem Artikel wahr und vollständig sind und möglicherweise sind sie das sogar. Dieser Blogeintrag soll helfen, die Qualität eines Wikipedia-Artikels beurteilen zu können."

Bei Kirchensumpf geht es bei einem Verweis auf einen TV-Beitrag um die Lohnpolitik bei der Caritas. Könnte man mal ausdrucken und seinem Pfarrer unter die Nase halten, wenn der das nächste Mal von der Kanzel gegen die weltlichen Lohndrücker wettert. Kleines Zitat: "Anfang Mai gingen trotzdem mehrere Hundert Diakonie-Angestellte in Bielefeld auf die Straße, um für eine Tariferhöhung wie im öffentlichen Dienst zu kämpfen. In einigen Diakonie-Einrichtungen legten Mitarbeiter die Arbeit nieder. Die diakonischen Arbeitgeber drohen in solchen Fällen mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen, bis hin zur Kündigung." - Die Seite ist aber auch darüber hinaus nicht uniformativ. Sagt man das so?^^

Zum vorherigen Beitrag passt ein Verweis auf Esowatch hinten dran wie der Arsch auf den Eimer, die Faust auf das Auge... - bitte selber forsetzen. - Und nein, der/die Herausgeber sind in keinem Impressum (Lesenswert!) zu finden. Da gehts schließlich um den Frontalangriff auf Glaubensdinge. Und die Extremisten sind überall, schon gar nicht nur im Orient. Zitat: "Liebe Leser,die Aufklärungsarbeit von EsoWatch hat zwangsläufig zur Folge, dass viele Dinge, Namen und Methoden der Quacksalberei, Täuschung und Scharlatanerie konkret und ungeschönt benannt werden. Das ist Betroffenen nicht immer recht, ganz im Gegenteil. Darum agiert EsoWatch anonym, um die Autoren vor Belästigungen und Schlimmerem zu schützen. So haben wir bereits erleben müssen, dass Kritiker der Germanischen Neuen Medizin von jungen Männern in schwarzen Stiefeln und mit Glatzen belästigt werden. Es ist uns klar, dass Anonymität erstmal der Glaubwürdigkeit nicht dienlich ist. Aber sie sollen uns ja nicht glauben. Sie sollen sich ein eigenes Urteil bilden. Entsprechend ist EsoWatch bemüht, zu allen Beiträgen genügend Quellenmaterial anzugeben, damit dies möglich ist."

Warum Nutznieser der Demokratie von dieser nicht viel halten: "Warum die neue Ministerin Kristina Köhler Volksabstimmungen auf Bundesebene verhindern will - 80 Prozent der Deutschen sind für Volksabstimmungen auf Bundesebene. Trotzdem gibt es sie bisher nicht. Politiker, die gegen Volksabstimmungen sind, gehen damit nicht häufig hausieren. Wird das Thema im Bundestag behandelt, dann verteidigen es nur relativ wenige Hardliner am Redepult. Dazu gehört auch die neue Familienministerin Kristina Köhler, die am 21. April 2005 zu begründen versuchte, warum sie Volksabstimmungen auf Bundesebene verhindern will." (Telepolis) - Apropos Kristina Köhler: die hat auch im DGF eine "Fankurve". Und eckt sogar mit der BILD-Zeitung an. Was soll das werden?

Warum Datenschutz so wichtig ist und warum die Argumentation bzgl. der erhöhten Datensicherheit bei staatlicher Kontrolle fehlgeht (Heise): "Am gestrigen Freitag [27.11. - Anm.] kündigte der CDU-Abgeordnete Peter Dincher aus dem pfälzischen Dahn an, sein Landtagsmandat niederzulegen. Der Ex-Polizist soll eine Polizeibeamtin angestiftet haben, ihm im Zusammenhang mit der spektakulär gescheiterten Privatfinanzierung des Freizeitparks am Nürburgring illegal Daten über Geschäftsleute aus dem Polizeilichen Informationssystem (POLIS) zu besorgen." - Die zweitsicherste Methode: dezentrale Lagerung der Daten und einzelfallbezogene Zusammenführung (Richtervorbehalt bei ausführlicher Begründung im Zustimmungsfall). Die sicherste: Daten gar nicht erfassen.

Die Nigeria-Connection sollte ja bekannt sein. Also wenn man eine Provision erhalten soll, um ein Bankkonto leerzuräumen. Allerdings wird dann immer ein Vorschuß wegen der Unkosten erbettelt und den sieht man natürlich nie wieder. Das ist das Geschäftsmodell. Manche machen sich einen Spaß daraus, eine Legitimation anzufordern. Die Trophäen sieht man hier. *weglach*

Realität trifft Medien, diesmal die ARD: "Denn an der Finanzierung der Zinszahlungen sind zwangsweise alle Steuerpflichtigen beteiligt, während die Zinserträge überwiegend den Vermögenden zufließen, die es sich leisten können, ihre Mittel in Staatsanleihen zu investieren." - Wenn die sowas mal 5 vor Acht bringen würden. Oder ab Acht. Aber nee...

Hintendran der unvergleichliche T-Blog: "Die 'Finanzkrise' ist keine Krise, sondern das unvermeidliche und vorhersehbare Ergebnis einer systemischen Fehlentwicklung, an deren Beginn persönliches Versagen, professionelle Inkompetenz, politische Nachlässigkeit und kriminelle Energie stehen" , sagt Dr. Wolfgang Hetzer. Teile der Wirtschaft haben sich von kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen abgekoppelt und folgen eigenen asozialen Gesetzmäßigkeiten." - Vortrag von Vortrag von Dr. Wolfgang Hetzer von der europäischen Antikorruptionsbehörde. (Ergänzend: Interview mit Dr. Werner Rügemer zu den Ursachen der Finanzkrise: Teil 1, Teil 2.)

Und warum unternimmt dann die Politik nichts? WeissGarNix weiß es: "Lassen wir das mal so stehen, und stellen wir uns nun folgende Frage: was haben die Damen und Herren Angela Merkel, Michael Glos, Michael Meister, Heinz Seiffert, Leo Dautzenberg, Georg Fahrenschon, Otto Bernhardt, Klaus-Peter Flosbach, Olav Gutting, Manfred Kolbe, Patricia Lips, Hans Michelbach, Stefan Müller, Peter Rzepka, Hartmut Schauerte, Norbert Schindler, Christian Freiherr von Stetten und Elke Wülfing denn schönes gemeinsam, außer daß sie im Mai 2005 allesamt Mitglieder der CDU/CSU-Bundestagsfraktion waren? Antwort: sie stellten sich gemeinsam an die Spitze einer politischen Bewegung, die in Deutschland für genau jene Verhältnisse sorgte, die jetzt allenthalben beklagt werden."

Dies und das im Schnelldurchlauf:
Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin (Das Braunbuch, 1968).
Oder das hier: Der Abend, an dem Ackermann das Lächeln gefror.
Oder das hier: SPD-Entscheidungshilfe für Internetgesetze.
Oder das hier: Der Westen muss in Afghanistan mit den Taliban verhandeln und Frieden schließen. Er darf vor allem nicht ständig Aufständische und Terroristen verwechseln.
Oder das hier: Liste der Verbraucherzentrale Hamburg mit versteckten Preiserhöhungen.
Oder das hier, falls es mal mit der Peristaltik nicht klappt: Aufbruch der Leistungsträger von Peter Sloterdijk.
Oder das hier: Tuvalu gibt keine Ruh.
Oder das hier: Die bei einem Lampencrash frei gesetzten Mengen Quecksilber liegen deutlich über den von der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Grenzwerten.
Oder das hier: Die Entscheidung, ein Darlehen der Eltern bei ALG II-Empfängern als Einkommen anzurechnen, bringt neue Probleme für die Hilfebedürftigen und ihre Verwandten und Freunde mit sich.
Oder mal ganz was anderes: The Art Of Ejaculation. Au weia! Igittigit! *abduck*

Dieser Tage kamen doch wieder Vorschläge, die Landesbanken zusammenzufassen. Daher ist der folgende Beitrag in der FTD sinnerhellend (Interview mit Joseph Stiglitz): "Sehr große Institute müssen aufgespalten werden." - Oder anders herum: Man baut sich gar nicht erst sehr große Institute, gelle? Und vor allem: sollte die neue, große Landesbank auch wieder nur ein Politiker-Endlager werden mit Schein-Controlling-Abteilung, dann hätte sich außer der Anzahl der Banken nicht viel geändert. Nur das der Brocken dann noch größer wäre.

Und damit wir darüber gesprochen haben: "Wer wissen will, ob an den Finanzmärkten eine neue Blase heranwächst, sollte nicht die Banken fragen. Geht es nach ihnen, könnten Notenbanken und Regierungen noch eine ganze Weile im Krisenmodus bleiben." (FTD)

Passend dazu das Skript der DR-Kultur-Sendung: "Die fünfte Gewalt". Damit ist nicht die Monetative gemeint (die manchmal auch so bezeichnet wird, wenn es sie denn gäbe), sondern der Lobbyismus. "Fachleute schätzen die Zahl professioneller Lobbyisten allein in Berlin auf 5000, Tendenz steigend. ... Obendrin ist der China-Club. Und der China-Club ist ein Business- und Socialclub, die Innenausstattung ist tatsächlich sehr eindrucksvoll. Wenn Sie sich diese wirklich fantastischen Skulpturen und Gemälde anschauen wollen, dann als Erstes schnell zum Geldautomaten und 10.000 Euro abgehoben, weil das ist die Aufnahmegebühr. Das ist also das Erste, was Ihnen der China-Club bietet: Diskretion. Das Zweite ist ein animierendes Umfeld. Und das ist wichtig, weil bei so vielen Lobbyisten und Pressevertretern muss man schon mal was Besonderes bieten, damit die Abgeordneten von da drüben hierherkommen. Das tun sie dann auch." - Und heraus kommt dann sowas: "Industrie feiert Sieg über Verbraucherschutz". Oder "BayernLB: Die Staatsanwaltschaft untersucht geheime Gesprächsrunden vor dem Kauf der Hypo Alpe Adria vor knapp zwei Jahren." - Und deswegen lautet mein Mantra: Transparenz, Transparenz, Transparenz.

Dafür kommen die Berater mit richtig schlauen Vorschlägen: "Um 30 Prozent muss der Hartz-IV-Regelsatz gesenkt werden, befindet der Rat der Wirtschaftsweisen. Zum Ausgleich dafür sinken die Hinzuverdienstgrenzen." (Quelle) - Sowas hab ich gern. Da labert ein rundumversorgter, staatsfinanzierter Professor tatsächlich von Lohndumping und Niedriglohnsektor, wo wir dem letzten Endes die ganze Krisenmisere schließlich zu verdanken haben. Wieso feuert den keiner? Wer die Antwort weiß, kennt die Funktionsweise unseres Staates. *mal kurz zur Tüte greif*

So schleifen Arbeitgeber Gehälter: "Sie gründen Tochterfirmen, leihen sich Zeitarbeiter oder setzen auf Werkverträge: Immer mehr Unternehmen nutzen legale Winkelzüge, um Tarifvereinbarungen zu umgehen und Löhne zu drücken. Sogar Konzerne in Staatshand bedienen sich der Tricks." - Und wer die Gesetze dazu erlassen (Stichwort: fehlendes Synchronisationsverbot)? Rot-Grün! Und wer hat nichts daran geändert? Schwarz-Rot und nun Schwarz-Gelb! Wieso wählen die Schafe immer so hingebungsvoll ihre Metzger? Ist mir unerklärlich.

Und so geht es dann auch folgerichtig weiter: "Führende Wirtschaftsforschungsinstitute warnen vor zu hohen Tarifabschlüssen im neuen Jahr. Manche Experten sehen gar keinen Spielraum für höhere Tariflöhne oder fordern die Abschaffung des Flächentarifvertrages." - Es ist zum verzweifeln. Diejenigen, die uns in den Schlamassel hineingeritten haben, reißen das Maul schon wieder auf und erzählen uns mitten in der Krise das Gleiche wie davor. Falls jemand mal richtige Extremisten, Ideologen und Dogmatiker sehen will: das sind Prachtexemplare!

Nette Erkenntnis einer schwedischen Zeitung, entnommen der Presseschau des DLF vom 09.01.2010: "Terror ist eine Strategie, die es zu bekämpfen gilt, nicht aber ein Ort oder ein Land, das man bombardieren könnte." (Aftonbladet, Stockholm) - Genau!

Zu guter letzt: Volvo wird chinesisch. Uääähhhh... *heul*