Donnerstag, 27. Januar 2011

27.01.2011

Örgs. Bei Meedia kann man sich die Top50 der populärsten Nachrichten-Websites anschauen. Spiegel-Online nur auf Platz 2. Unabhängig vom gespaltenen Verhältnis (Stichwort: ehemaliges Nachrichtenmagazin) ist der Spiegel doch immer noch eines der führenden Nachrichtenmagazine. Aber Platz 1 mit Abstand die Zeitung mit den 4 Buchstaben und auf Platz 3 der Focus. Wie werden englischsprachige Serien immer synchronisiert? "Ow maaain Goooood." - Ick fasset nich. ;) Was auffällt: Platz 1 und 2 machen die Informationsdarbietung unter sich aus. Danach kommt erst einmal eine ganze Weile gar nichts, bevor es im Kleckerbereich weiter geht. Beileidsblümchen an die Financial Times Deutschland und die taz, die mMn zu Unrecht auf den Plätzen 11 und 20 recht abgeschlagen herumrangieren.

Kleiner Beitrag zur US-Gentechnik-Industrie im Rahmen des DLF-Magazins "Umwelt und Verbraucher", der es in sich hat. Eine Perle stammt von WikiLeaks, und zwar
"Der ehemalige US-Botschafter in Paris Craig Stapleton schlug 2007 vor, die hartnäckigsten Blockierer in der EU mit Vergeltungsmaßnahmen zu bestrafen."
Sehr schön erwähnt ist auch der Drehtüreffekt zwischen Kontrolleuren und Kontrollierten, also Staat und Unternehmen:
"Neben Landwirtschaftsminister Tom Vilsack, der als Gouverneur von Iowa die Auszeichnung des biotechfreundlichsten Regierungschefs eines US-Bundesstaates gewann, besteht vor allem großes Misstrauen gegenüber Michael Taylor, der in den USA nun über die Lebensmittelsicherheit wacht. Taylor kommt von Monsanto..."
Ebenfalls zerstört wird die Legende, gentechnisch veränderte Pflanzen wären resistent gegen Schädlinge und würden helfen, den Pestizidverbrauch zu senken:
"Tatsächlich stieg der Einsatz von Pestiziden in den USA zwischen 1996 und 2008 um rund 145.000 Tonnen. Ein lukratives Geschäftsmodell für den Weltmarktführer, der 2010 mit gentechnisch verändere Saaten, Lizenzen und Pestiziden weltweit rund 1,83 Milliarden US-Dollar Gewinn machte."
Das Argument, damit die Ernährung der Weltbevölkerung sichern zu helfgen, zieht vorerst übrigens auch nicht. Laut einer Studie des WWF wandert cirka ein Drittel (ca. 30% !) aller Lebensmittel, genauer aller erzeugter Kilokalorien, auf dem Müll. (Quelle)

Ein Blick in die FTD: "Die Reaktionen der Anleihemärkte auf die europäische Schuldenkrise sind total überzogen: Diese These findet unter Ökonomen viele Anhänger. Ihr Argument: Die USA sind höher verschuldet als Portugal oder Spanien." - Na da gibt es schon noch einen Unterschied. Spanien und Portugal sind abhängig von der Hilfsbereitschaft der restlichen Euro-Staaten, die USA haben das selbst in der Hand. Zudem können die USA noch drastisch ihre Einnahmen erhöhen. Sei es durch die Senkung des Militätbudgeds, sei es durch das Drehen an der Steuerschraube.

Weil wir weiter oben im Zusammenhang mit Monsanto den Drehtüreffekt und damit die Interessenkonflikte beim Wickel hatten: der Chefökonom aus dem gleichen Hause weist in seinem Artikel "
Kuriositätenkabinett der Topökonomen" auf vergleichbares in Deutschland hin. Ausgerechnet am Beispiel der Wirtschaftsweisen, wo Minister Brüderle die Beraterposten mit jenen Orthodoxen besetzt, welche diese Krise angesteuert haben. Appetizer: "Noch lustiger ist, dass im selben Rat eine Professorin dafür zuständig ist, Europas Zentralbank zu beurteilen, die mit einem hochrangigen Vertreter der, Achtung, Europäischen Zentralbank verheiratet ist." Ein Schelm, wer Arges dabei denkt. ;)

Was ich nicht wusste, der Ex-Bundespräsident Köhler ist bereits wieder tätig, und zwar soll er für die G20 Pläne für eine Weltwährungsreform ausarbeiten. Na da kann der Groll des deutschen, konservativen Establishments nicht lange angehalten haben. Und der Issing hat von der EZB zu Goldman Sachs gewechselt. Da fallen noch ein paar mehr Namen. Schöne Beispiele für den Herdentrieb, also das Auf und Ab der Märkte im Rudel und warum nicht während des Aufpumpens einer Blase bereits eine dämpfende Gegenbewegung einsetzt. Plakativ: wenn auf jedem Spielfeld auf beiden Seiten die gleichen Spieler (= die gleichen Großbanken = die gleichen Topmanager) auflaufen, wo soll da die Gegenbewegung herkommen? Die Theorie der Wirtschaft geht immer von voneinander unabhängigen Marktteilnehmern aus. Nicht davon, dass die sich faktisch in eine Reiher aufstellen wie Dominosteine.

Derzeit laufen ja die Diskussionen um die Kürzung bei der Einspeisevergütung für die Solarenergie und zur Deckelung der Förderung. Im DLF-Hintergrund gibt es mehr dazu. Zum einen wird die Deckelung am praktischen Beispiel Spanien durchdekliniert (Zusammenbruch des Marktes). Zum anderen habe ich gelernt, dass die Qualität des Netzausbaus für diese Branche irrelvant ist, soll heißen: technisch sehen die Netzhersteller derzeit keine Probleme. Schön auf den Punkt ist die Einschätzung zur Deckelung, welche sicherlich auch branchenübergreifend gelten kann:
"Ein Deckel bedeutet das Ende der Kostendegression. In dem Moment, wo sie den Markt deckeln, kann ja ein neuer Produzent mit einer neuen Fabrik nichts mehr verkaufen. Dass heißt, er wird auch diese neue Fabrik nicht bauen. Die neue Fabrik ist aber die, die den Solarstrom billiger fabriziert als die alte. Das heißt, der Deckel ist das Ende der Kostendegression."
Egghat fasst das schön zusammen (beim Lesen seines Posts hatte ich mich an den DLF-Hintergrund erinnert): "Wir müssen die Preise runterkriegen, nicht den Markt kaputtmachen."

Aso. Neues aus der Anstalt vom vergangenen Dienstag. In meinen Augen die schlechteste Ausgabe. Rebers und Zimmerschmied als absolute Nullnummern. Die 3 Aktenköfferchenträgerinnen waren sinnbefreit, weil sie hätten zwar als Aufhänger für eine Nummer, dienen können, da wurde aber nichts aufgehangen. Nicht wirklich. Und die beiden Frontleute standen auch irgendwie neben sich. Haben die ihre Ghostwriter gewechselt? - Nächstes Mal schau ich mir das gleich in der Mediathek an, da muß ich nicht bis Mitternacht munter bleiben und dann auch noch ärgern. Da leg ich doch lieber nostalgisch ein paar Sternminuten dieser Sendung auf. Bei der Suche hab ich noch für unsere christlichen Werte-Hochhalter, welche den Hartz-IV-Empfängern die Kippe und das Bier explizit herausrechnen wollen, aus der Sprüchesammlung etwas Hybsches gefunden. Ich weiß gar nicht, warum sich unsere Eliten medial so vor dem Koran fürchten (Schon klar, die fürchten sich nicht wirklich. Das ist nur ein Voodoo-Püppchen für's "Stimmvieh im Hartz-IV-Gehege".) Die christlichen Schriften haben doch viel mehr Pfeffer. Zitat:
"31,4 Nicht für Könige [ziemt es sich], Lemuel, nicht für Könige, Wein zu trinken, noch für Fürsten [zu fragen]: Wo ist Rauschtrank? 31,5 Sonst trinkt einer und vergißt, was vorgeschrieben ist, und verändert den Rechtsanspruch aller Elenden. - 31,6 Gebt Rauschtrank dem Mutlosen und Wein den Verbitterten! 31,7 Ein solcher mag trinken und seine Armut vergessen und an seine Mühsal nicht mehr denken." (Quelle: Buch der Sprüche, Salomon 31) - Das rockt, hey? ;)