Montag, 31. Januar 2011

31.01.2011

Ich weiß gar nicht, was ihr alle gegen den Mubarak habt. Das muss ein feiner Mann sein. Ich zitiere mal meinen Bundesaußenguido vom Mai 2010:
In Ägypten traf Westerwelle mit Staatspräsident Husni Mubarak zusammen. Nach dem Gespräch nannte er den Präsidenten "einen Mann von großer Weisheit", der die Zukunft fest im Blick habe.
Da fehlt ja nicht mehr viel bis zum lupenreinen Demokraten. Ich verstehe, dass man mit amtierenden Politikern außenpolitisch irgendwie zusammenarbeiten muss. Aber sooo übertreiben und dann auch noch sooo falsch liegen?

Telepolis mit einer provokanten Schlagzeile: "Produziert die Deutsche Telekom Triebtäter?" - Außer Frage steht, dass das Arbeitsleben schon Leute zur Verweiflung treiben kann, siehe die Selbstmordserie bei France Telekom. Aber einige Zeitgenossen treibt die Frage um: Darf man das? Eine Petze, welche diesen Beitrag auch gleich umgehend an die Telekom-Pressestelle weitergeleitet haben will, schiesst mMn übers Ziel hinaus und bloggt frühlich drauflos:
Ich habe diese Meldung an die Telekom Pressestelle weitergeleitet und man wird dort rechtliche Möglichkeiten prüfen. Bei aller Pressefreiheit ist diese Meldung unter allem Niveau und in meinen Augen absolut unmöglich.
Dazu fallen mir 2 Dinge ein. Erstens: das Niveau ist völlig irrelevant. Zumal dieser Artikel als Satire gesehen sogar an Niveau gewinnt. Man bedenke nur, wie Politik und Journaille nach diversen Tötungsverbrechen alle Spieler von diversen Spielen oder Menschen mit bestimmten Veranlagungen in einen Topf steckt. Dann wird von Killerspielern und Sicherheitsverwahrung in den höchsten Tönen spektakelt. Wichtiger ist mir aber Punkt 2. Da verweise ich auf ein DLF-Interview mit dem Ex-Bundesverfassungsrichter Hassemer:
Paragraf 130 des Strafgesetzbuches gegen Volksverhetzung lässt sich nach Ansicht des ehemaligen Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Winfried Hassemer, mit der deutschen Vergangenheit erklären. Dennoch unterbinde er die freie Meinungsäußerung.
Hier geht es zwar um die Leugnung des Holocaust, um so gewichtiger die Grundaussage (die Amerikaner stehen unseren gutgemeinten Einschränkungen der Meinungsfreiheit übrigens absolut verständnislos gegenüber):
Die Gegner der Freiheit, solange sie nur ihren Mund aufmachen, meine ich, müssten durch einen Diskurs der Gesellschaft bedient werden, wenn es irgendwie ginge, und eben nicht durch das Strafrecht. Es geht nur darum, dass es Meinungsäußerungen sind. Sonst sähe die Sache natürlich anders aus.
Kommentar in der Berliner Zeitung vom Alpha-Journalisten (Lesehinweis) Tom Schimmeck zu Polit-PR in Deutschland: "Tarnkappenbomber über Deutschland". Thematisiert wird die INSM, welche schon einma knapp 60000 € in die Hand nimmt, um in Vorabendprogramm-Dialogen der ARD für Leiharbeit zu werben. Appetizer:
Sie ist so etwas wie der ideologische Tarnkappenbomber der deutschen Industrie. Sie soll eine Botschaft immer und immer wieder in möglichst viele Köpfe hämmern: weniger Staat, weniger Steuern, weniger Regeln, mehr Markt, mehr Privatisierung. ... Die PR-Heinis, sie lachen über uns.
Preisfrage, welche klärt, warum wir unsere Aufmerksamkeit weniger an den Dioxinskandal, sondern auf die tagtägliche Chemie in unseren Mahlzeiten erwenden sollten:

Was ist das: Weizenmehl, modifizierte Maisstärke, Wasser, Pflanzenfett, Glukosesirup, Salz, Dinatriumdihydrogendiphosphat, Natriumacetat, Natriumstearoyl-2-lactylat, Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren, Aroma, Tomate, Rapsöl, Branntweinessig, Stärke, Eigelb, Zucker, Senfsaat, Gewürze, Speisesalz, Xanthan, Guarkernmehl, Johannisbrotkernmehl, Natriumalginat, Gouda, Citronensäure, Natriumglutamat, Saccharin-Natrium, Beta-Carotin, Gurke, Ascorbinsäure, Natriumnitrit (... kann Spuren von Sellerie, Milch und Soja enthalten)?

Die Auflösung: ein Käsebrötchen. Übrigens, da läuft jeden Samstag bei Deutschlandradio Kultur ein 5-minütiger launiger Rant rings um dieses Thema. Zum Nachlesen und Nachhören: "Mahlzeit" mit Udo Pollmer (hier eine Buchsprechung mit ihm als Podcast).

Im Spiegel etwas zu dem Bürgermeister, der von der SPD zur NPD gewechselt ist. Lesenswert, wenn man nicht gleich auf die Alarmhupe drückt. Da kann man sehr schön lesen, auf welche Art man auch zur NPD wandern kann. " Zuerst habe er mit der Partei nur sympathisiert, weil alle gegen sie waren." Meine Meinung: Die NPD liegt ja in ihren Analysen nicht immer grundfalsch, die kommt ja auch von diesem Planeten. Das wegzuwischen, verschafft ihr den Nimbus des Verfolgtseins. Ihre Lösungs"vorschläge" sind das Problem. Und das sie in brauner Geschichte sattelfester ist, als halbgebildete Sonntagsdemokraten. (Lesetipp 1, 2, 3, 4)

Mappus scheint ein Problem zu haben. Ja, auch mit seinem Populismus-Gedöns den Länderfinanzausgleich betreffend. Da könnte man seitenweise dazu etwas schreiben. Nee, der muss ein echtes Problem haben:
Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) gerät zwei Monate vor der Landtagswahl wegen einer falschen Aussage gegenüber dem Parlament in Bedrängnis. Hintergrund ist der Rückkauf von Anteilen des französischen Energieunternehmens EDF am Energiekonzern EnBW durch das Land, den Mappus überraschend am 6. Dezember 2010 bekanntgab. (Quelle)
Ja sicher wird das kurz vor der Wahl hochgekocht. Und? Das Begatellinterview von der Lötzsch wird ja auch bar jeder Relevanz aufgebauscht. Inklusive aktueller Stunde im Bundestag, weil die wahrscheinlich bereits für morgen geplante Einführung des Kommunismus unser Hauptproblem ist. Hau mich wech - und wie viele Kommunismusexperten da im Bundestag zu sitzen scheinen. Kein Wunder, wenn die vom Rest keinen Plan haben. ;)

Im Spiegel eine Auslassung zum Bericht der US-Untersuchungskommission bzgl. Finanzkrise. Ich greife mal den deutschen Teil heraus:
"Unser Geschäft war es, Gebühren zu verdienen und sicherzustellen, dass wir irgendwie abgesichert waren, falls der Markt einen Abschwung erlebte", zitiert die FCIC Michael Lamont, damals bei der Deutschen Bank für CDOs verantwortlich...
GEEEBÜÜÜHREEEN! Das ist das Ertragsgeheimnis der Investmentbanker. Plakativ: Denen ist völlig Bockwurst was sie da handeln, und wenn sie das gleiche Papier am Tag 10000x nur herumdrehen. Hauptsache, es wird jedes Mal eine Gebühr bzw. Provision dafür fällig. DAS ist denen ihr wertsteigerndes Geschäftsmodell. Und die Zinsdifferenz ist im Grunde auch nur eine Gebühr. Tolle Leuchttürme des Kapitalismus. ;)