Donnerstag, 13. Januar 2011

13.01.2011

Die FR-Online schreibt: "Bei den neuen Personalausweisen treten Probleme mit bestimmten Schreibweisen von Namen auf. Wer André oder François - oder de Maizière - heißt, bringt mitunter das ganze System zum Absturz." (via Fefe) - Da fragt man sich doch 2 Dinge:
1. Wie läuft denn so ein Qualitätstest bei denen ab? Jagd man da nicht zuvor die Datenbank einer Kleinstadt durch? Und 2. Kann man von dieser Form der Qualitätssicherung auch auf die Qualität anderer Projekte schließen? Scheinbar ja, weiter unten im Text der FR-Online: "Wer den Personalausweis im Internet nutzen möchte, benötigt zudem die sogenannte Ausweis-App, die aber wegen Sicherheitsmängeln vorerst deaktiviert werden musste." - Ich weiß gar nicht, wieso so lange über Microsoft gemeckert wurde.

VT-Blog! ;) Bei Steinberg-Recherche lesen wir etwas zu Gysi, dem letzten Charismatiker der Linkspartei nach Lafontaine: "Er legte nahe, daß die Forderung seiner Partei nach Auflösung der NATO nötig sei, um eine radikalere Parteibestrebung nach Forderung eines Rückzug Deutschlands aus der NATO zu verhindern." KEIN Grund für Schnappatmung. Politik ist die Kunst des Möglichen und die Linkspartei wird auf Sicht nicht in der Lage sein, außenpolitisch als Schwanz mit dem Hund zu wackeln. Warum dann also innerparteiliche Differenzen ohne Not auf die Spitze treiben?
"Gysi wies auf keine Meinungsunterschiede in der NATO-Politik hin (Die Linke fordert die Auflösung der NATO zugunsten einer größeren Sicherheitsgemeinschaft – wie von Rußland vorgeschlagen), aber er versuchte nahe zu legen daß die Forderung der Partei nach Auflösung der NATO ein Weg sei, den gefährlicheren Schritt zu vermeiden, daß Deutschland die NATO verläßt." - Auch das kein Verrat an linker Politik, sondern Realpolitik. Der Verweis auf Rußland wird in der Presse übrigens immer unterschlagen, wenn die Position der Linkspartei skandalisiert wird. Es geht eben nicht um die ersatzlose Zerschlagung der NATO, sondern um eine größere Sicherheitsgemeinschaft zu bilden. Wie lange wollen wir denn Rußland noch vor den Kopf stoßen? Und haben wir eine Alternative zur sicherheitspolitischen Integration der Russen und Chinesen? Statt dessen gestatten wir es einer völlig unkontrollierten NATO (mehr dazu hier) sich neue Betätigungsfelder wie den Cyber War zu erschließen. Das sind dann solche Experten.

Der Handelsvertreter-Blog hat sich ja auf die Finanzstrukturvertriebe eingeschossen. Falls jemand noch einen aktuellen Beweis braucht, wie die Wirtschaft Druck auf die Berichterstattung machen möchte, kann sich bei der Süddeutschen Zeitung dazu einlesen: "Wie Carsten Maschmeyer, Gründer des Finanzdienstleisters AWD, versucht eine ARD-Dokumentation zu verhindern, die seine Verbindung zur Politik offenlegen soll." Auch die Hamburger haben etwas dazu: "Maschmeyer-Anwalt bedrängt TV-Intendanten". Selbst die Welt. Das nennt man Streisand-Effekt. - Übrigens, dass ist jene AWD-Gruppe*, welche der CDCSUFDP in den letzten 3 Jahren über 1 Million € gespendet hat (mehr dazu hier). Wohl nicht genug GEZahlt? ;) Und hier der fragliche Beitrag:



*EDIT 14.01.2011: Mit Bitte um Entschuldigung für den Fehler. Das mit der Parteispende war die DVAG-Gruppe. Der AWD investiert wohl eher direkt in Spitzenpolitiker (also rein vom Amt her), wie Bundespräsident Wulff. Seit Sarkozy ist sowas wohl üblich.

Apropos Süddeutsche Zeitung: "CSU-Politikerin tritt gegen CSU-Politiker an: Wie politisches Taktieren dazu führt, dass an die Spitze der Medienaufsicht kein wirklicher Spitzenkandidat rückt." - Ungarn ist eben doch überall. Wann bestellen Merkel und Westerwelle den bayrischen Botschafter ein? ;)

Bayern rockt! Interessantes Interview bei Telepolis: "Die Hypo Group Alpe Adria ist einer der größten Kriminalfälle in Europa". Unter anderem zu lesen: " Aber der Finanzminister musste kürzlich einräumen, dass die Bürgschaft Bayerns voraussichtlich in Milliardenhöhe in Anspruch genommen werden wird. Überdies sind etwa 4 Milliarden noch als Kredite an die HGAA gebunden. Die 10 Milliarden Eigenkapital wiederum sind bereits verbrannt ... Es gibt auch Vorwürfe, dass kroatische Politiker bestochen wurden..." - Mit anderen Worten: wir werden noch oft von der BayernLB und der bayrischen Landesregierung und mafiösen Strukturen hören. Wieso heißt es eigentlich immer, die Roten könnten mit Geld nicht umgehen? Die Schwarzen denn etwa?

Noch ein Finanzkonstrukt außer Kontrolle, gefunden bei EdBarner. Über die Stiftung Nestwerk, welche in Insolvenz gegangen ist. Highlights sind: "... sehr viele gefälschte Urkunden ... Denn nicht nur Lothar Dietl hatte als Stiftungsvorstand das Heft in der Hand, auch Ehefrau Barbara erfüllte vielfältige Funktionen, und selbst Sohn Lothar war mit einem gut dotierten Vertrag angestellt. ... So durfte die angestellte Buchhalterin, die nicht einmal das Passwort für das Programm kannte, nur auf Anweisung des Ehepaars Dietl überhaupt tätig werden, zum Teil musste sie auch größere Beträge ohne Belege (!) buchen." - Der Beitrag, auf den er Bezug nimmt, stammt aus der Stuttgarter Zeitung.

Ich bin ja immer dafür, Argumente beim politischen Wettbewerber einzusammeln bzw. in Leitmedien, um nicht in die Sektierer-Ecke gestellt zu werden und selbst immer etwas Abstand zu dieser zu behalten. Im ZDF-Blog freut es mich daher zu lesen: "Selbst wenn die USA Julian Assange morgen früh in Ketten in Guantanamo einkerkerten, die Wikileaks-Server mittels Stuxnet II lahmlegten und Wikileaks' 640.000 Twitter-Follower rund um die Uhr durch je einen eigenen CIA-Agenten beobachten ließen, es würde nichts nützen: Seit Informationen sich von ihren stofflichen Wirtskörpern befreit haben, lassen sie sich nicht mehr festhalten." - Und auch aus diesem Grund ist die ganze Urheberrechtsfilesharingtrallafitti-Debatte vergebene Liebesmüh. Selbst wenn man ein Freund der Content-Industrie ist, muß man sich eingestehen, dass ein Teil deren bisheriger Geschäftsmodelle Auslaufcharakter haben. Über das Wetter kann man auch nicht abstimmen. Aber man kann Wege finden, mit jedem Wetter zurecht zu kommen. Und kein Weg alte Geschäftsmodelle wiederherzurichten ist es, Jugendliche zu kriminalisieren und finanziell vor dem ersten Arbeitsvertrag in den Boden zu rammen.

Heute Abend werde ich mich hoffentlich schön amüsieren. Und zwar bei ihm hier:



Update 15.01.2011: War okay. Zur Hälfte Puschel-TV-Videoclips, zur Hälfte Beobachtungen aus dem Alltag. Ich persönlich hätte mir mehr vergleichende Beobachtungen zwischen Frankreich und Deutschland gewünscht, auch mit etwas mehr Tiefgang. Egal. Keine Schenkelklopfer, aber ein sehr vergüglicher und charmanter Plauderer. Prädikat: absolut empfehlenswert.